Bezauberndes „Feuerwerk“ an der Lübecker Musikhochschule - 3.2.2011
Von Horst Schinzel
Die Musikhochschule Lübeck wird gerade hundert Jahre alt. Da ist es nahe liegend, für die alljährliche Studierendenaufführung ein Stück zu wählen, in dem es eben auch um ein hundertjähriges Jubiläum dreht. Wenigstens in der von der erfahrenen Regisseurin Professor Stephanie Koch besorgten Fassung von Paul Burkhardt (1911 – 1977) musikalischer Komödie „Feuerwerk“ aus dem Jahre 1950.
Dieses Stück – für das einst Jürg Anselm und Robert Gilbert die Gesangstexte geschrieben haben – ist schwer einzuordnen. Zur Zeit seiner Entstehung hielt man es für eine Operette. Selbst der Komponist war sich nicht ganz sicher darüber, was er da eigentlich so überaus erfolgreich auf die Bühne gebracht hat. Heute würde man es als Musical einordnen. Vor sechzig Jahren waren Lieder wie „O, mein Papa“ und „Mein süßes kleines Pony“ Ohrwürmer, für deren Verbreitung eine Verfilmung das Ihre tat. Das Stück hat sich nicht zuletzt wegen der ihm inne wohnenden Tragik bis heute auf den Bühnen gehalten. Letztlich werden hier die Grenzen von Konventionen aufgezeigt, die keiner überschreiten kann. Verpackt in eine lustige Geschichte rund um ein Familientreffen, bei dem zum Schrecken der gut bürgerlichen Brüder ein lange vermisster Mit-Bruder auftaucht, der es zum Zirkusdirektor gebracht hat. Und eine bezaubernde Frau Iduna hat.
In der Aufführung der Musikhochschule wird das turbulente Geschehen in epischer Breite dargestellt. In einem auf die Möglichkeiten der Bühne des Hauses zurecht gestutzten Bühnenbild von Karol Cybulla und in den bezaubernden Kostümen von Anja Wendler wirbeln hoch begabte junge Studierende 210 Minuten lang vor einem entzückten Publikum. Stephanie Koch hat zusammen mit der Choreografin Ulla Benninghoven eine Revue zusammengestellt, die jedem professionellen Theater Ehre machen würde. Fast alle Rollen sind doppelt oder dreifach besetzt, was für die große Breite des hier heranwachsenden Nachwuchses spricht.
Ohne die Leistung der übrigen Mitwirkenden verkürzen wollen: Am Premierenabend beeindrucken vor allem Franziska Stürzel als Zirkusdirektorengattin Iduns, Frauke Becker als Köchin Kati, Anja Elz als Fabrikantentochter Anna und Martin Vögerl als Zirkusdirektor Obolski. Aber nicht nur die, auch alle anderen Mitwirkenden wissen zu spielen, zu singen und zu tanzen.
Und nicht nur das: Da kommt ein leibhaftiges Pony auf die Bühne, ein aufregendes Feuerwerk (Jörg Schütt) erschreckt und begeistert und in der Zirkusszene treten richtige Jongleure (Stefanie Schmidt und Axel Grabatz) auf. Die an sich sehr kleine Bühne der Musikhochschule ist bis an das letzte Ende ausgedehnt. Dort ist die Musik angesiedelt in einer Originalfassung des Komponisten mit zwei Klavieren und Schlagzeug. Für die zeichnet unter der Leitung des einstigen 1. Kapellmeisters des Lübecker Theaters Frank Hube am Premierenabend die Professoren Inge-Susann Römhild und Konrad Elser und Julian Grebe verantwortlich. Hube muss von hinten dirigieren. Die Darsteller folgen ihm über Bildschirme. Aber alles klappt reibungslos.
Ein Abend, der stürmisch gefeiert wird
Der neue Merker