ullabenninghoven
 
  aktuell
  Choreographie
  TanzOrtNord
  Flamenco
  Tanz-Fotoanimation
  Galerie
  Ulla Benninghoven
  Presse
  => Soufflé 2014
  => Kleider einer Reise 2011
  => Zar und Zimmermann 2011
  => Fantasía espanola 2011
  => Wenn der Tod tanzt 2011
  => Das Feuerwerk 2011
  => La guitarra espanola 2009
  => finnisch! 2009
  => anziehend! 2009
  => Fantasía flamenca 2009
  => Der Bettelstudent 2009
  => Flamenco pasión 2008
  => Bloots een Viddelstünn 2007
  => Das Antlitz im Boden 2006
  Kontakt
  Home
Soufflé 2014

Ein Tanz um Lebensmittel, Essen und Hunger

Die Compagnie TanzOrtNord will mit ihrem neuen Stück in Lübeck das Tanztheater wieder

etablieren.

Von Liliane Jolitz

 

Brodeln, brutzeln, braten, speisen, mampfen und verschlingen: Die Gruppe TanzOrtNord hat sich für ihre neue Produktion ein Alltagsthema ausgesucht. "Das Thema Essen begleitet uns schließlich von der Geburt bis zum Tod", sagt TanzOrtNord-Mitbegründerin Shiao Ing Oei. Das Stück "Soufflé" erzählt keine durchgängige Geschichte, sondern besteht aus einzelnen Bildern, die sich zu einem opulenten Mahl zusammenfügen, bei dem selbst Gerüche wahrgenommen werden sollen.

"Soufflé" ist die erste Produktion von TanzOrtNord nach zwei Jahren Abstinenz. In der Zwischenzeit waren die Mitglieder mit anderen Projekten beschäftigt. Nun aber soll die Sparte Tanz in Lübeck einen festen Platz bekommen.

Ein Thema, das bei TanzOrtNord in professionellen Händen ist. Die Gruppe bezeichnet sich selbst als „Schleswig-Holsteins einzige professionelle freie Tanztheatergruppe mit überregionaler Anerkennung". Gegründet wurde sie 1999 von Shiao Ing Oei, Ulla Benninghoven und Ulrich Gebauer (der nicht mehr dabei ist). Außergewöhnliche Spielorte sind ein Markenzeichen von TanzOrtNord. Die Produktion "Nachtschicht" wurde 1999 im Lübecker Hafen gezeigt, "Maria Magdalena" im Jahr drauf in der Katharinenkirche, "Aufwärts-Abwärts" 2003 in den Fahrstühlen des Radisson-Hotels, das Stück "Finnisch" zum zehnjährigen Bestehen der Gruppe im Lübecker Hafenschuppen (2009). TanzOrtNord war zur Expo nach Hannover eingeladen und zu den Bayerische Theatertagen.

Bei wechselnden Spielstätten soll es im Prinzip bleiben. Doch auch eine Tanzcompagnie hat bisweilen Sehnsucht nach einer Heimat. Denn erstens ist die Suche nach Spielorten aufwendig, der logistische Aufwand sehr hoch, zum Beispiel wenn Stühle für das Publikum herbei- und wieder weggeschleppt werden müssen. Zweitens kann ein fester Platz auch bessere künstlerische Möglichkeiten bieten. Das gilt zum Beispiel für Sprünge. „Auf glatter Bühne geht das besser als auf Kopfsteinpflaster“ sagt Ulla Benninghoven. Sie erinnert sich an Proben unter ungemütlichen Bedingungen in der Katharinenkirche. „Wir hatten fast noch Minusgrade.“

Einen festen Platz wollen die Gründerinnen  dem zeitgenössischen Tanz im Theater Combinale in der Lübecker Altstadt geben, dem beide seit langem verbunden sind - schließlich gehören die Ehemänner der Tänzerinnen zum Führungsteam des Hauses. Gelingt das, wäre dies eine Bereicherung für die Kulturlandschaft der Region. Nach der Abschaffung der Sparte Tanz am Theater Lübeck klafft in dieser Hinsicht eine Lücke.

"Soufflé" soll den Auftakt bilden. Zurzeit laufen die Proben für das Stück, das von insgesamt fünf Tänzern und Tänzerinnen serviert wird.  Mit Hilfe von Castings haben Ulla Benninghoven und Shiao Ing Oei drei weitere professionelle Tänzer engagiert: Janessa Jenkins, Giovanni Nicolella und Adrián Castellò. Shiao Ing Oei ist für die Choreographie verantwortlich. Aber vieles entstehe im Gruppenprozess, sagt sie. Erwünscht ist eine längerfristige Zusammenarbeit. Die Gäste sollen die Möglichkeit bekommen, bei Projekten in Lübeck wie dem „Bilderfluss" anlässlich des Hansetages im Mai mitzuwirken. „Auf diese Weise wollen wir die Tänzerinnen und Tänzer an Lübeck binden, eine Plattform für künstlerisches Arbeiten schaffen und die Tanzszene in Schleswig-Holstein wiederbeleben."

Zunächst einmal aber steht Anfang Mai die Uraufführung von „Soufflé“ auf dem Programm. Geboten werden soll eine eigenwillige zeitgenössische Bewegungssprache, die mit sinnlichen Videosequenzen, phantasievollen Kostümen und einer berauschenden Klangcollage zu einem opulent ästhetischen Mahl angerichtet werden", beschreibt Shiao Ing Oei das Projekt. Viele Aspekte zum Thema Essen und Lebensmittel spielen eine Rolle: Nahrung als Lebensnotwendigkeit, als Verführung, Essen als Bestandteil des sozialen Lebens und Zentrum von Feierlichkeit aller Art, aber auch kulturelle Besonderheiten oder Moden sowie die Tatsache, dass es noch immer Hunger auf der Welt gibt. "Kunstvolle Bilder mit poetischer Dynamik und berührender Komik sollen die Sehgewohnheiten der Zuschauer fordern", sagt die Choreographin. Getanzt wird zu eingängiger Musik. Viele Bläserquartette seien dabei, Saxofonmusik, Werke weitgehend unbekannter Komponisten.

Die Projektleitung liegt bei Ulla Benninghoven. Sie muss nun auch Geldgeber überzeugen. Denn ohne Sponsoren sei ein Projekt wie „Soufflé" nicht möglich - und eine freie Tanzgruppe kaum überlebensfähig. Shiao Ing Oei: „Finanzjonglage ist eine Kunst, die man mit den Jahren lernt." Reich wird man als Tänzer oder Tänzerin in der Regel ohnehin nicht.

•Uraufführung von "Soufflé": 2. Mai im Theater Combinale in Lübeck. Geplant sind zwölf weitere Aufführungen.

 

Gesund, bunt verlockend: Ulla Benninghoven (l.) und Shiao Ing Oei stellen ihr Projekt "Soufflé" in der Obst- und Gemüseabteilung Landwege-Supermarktes vor.            (Foto: Wolfgang Maxwitat)

 

LN Sonntag/Montag, 9./10. März 2014