ullabenninghoven
 
  aktuell
  Choreographie
  TanzOrtNord
  Flamenco
  Tanz-Fotoanimation
  Galerie
  Ulla Benninghoven
  Presse
  => Soufflé 2014
  => Kleider einer Reise 2011
  => Zar und Zimmermann 2011
  => Fantasía espanola 2011
  => Wenn der Tod tanzt 2011
  => Das Feuerwerk 2011
  => La guitarra espanola 2009
  => finnisch! 2009
  => anziehend! 2009
  => Fantasía flamenca 2009
  => Der Bettelstudent 2009
  => Flamenco pasión 2008
  => Bloots een Viddelstünn 2007
  => Das Antlitz im Boden 2006
  Kontakt
  Home
Bloots een Viddelstünn 2007

Bloots een Viddelstünn": Traumhaftes Theatererlebnis

Lübeck - Sirtaki tanzende Schauspieler, begeisterte Zuschauer: Die Niederdeutsche Bühne feierte in den Kammerspielen eine erfolgreiche Premiere mit "Bloots een Viddelstünn".

Nur ein Viertelstündchen - "Bloots een Viddelstünn" reicht manchmal aus, um das ganze Leben auf den Kopf zu stellen. Wenn sich diese Zeit im Traum abspielt, entsteht ein Spiel-Raum für Phantasien, geheime Wünsche oder Ängste auf der Bühne. Beim Zuschauer eröffnet sich ein Freiraum: Er darf ungeniert über deftige Sprüche lachen ("Blöde Kuh!), Wortwitze (Agent/Talent), Anzüglichkeiten ("Fickbohm, Fickbohm, Fickbohm") oder Albernheiten (Trinken aus der Spiritusflasche) - Sinn und Zweck eines Lustspiels. Dieser Dramaturgie bediente sich der Autor Dan Emperore in seinem Stück in drei Akten, das im Hochdeutschen unter "Diagnose Alptraum" läuft.

Die plattdeutsche Version von Jan-Philipp Vennenberg geriet in der Premiere der Niederdeutschen Bühne zu einem vergnüglichen zweistündigen Theatererlebnis, in dem der Fabrikant Klaas Denker in der Bredouille steckt - träumt er, wacht er? Ein Mann und vier Frauen, die unterschiedliche Erwartungen an ihn haben: seine Mutter, seine Ehefrau, seine Geliebte und seine Haushälterin. Eine Figur, wie geschaffen für Gerd Meier, ein Schwergewicht im wörtlichen und übertragenen Sinne, glaubhaft hin-und hergerissen zwischen Treue und Verführbarkeit - köstlich komisch in Unterhemd, Krawatte und rosafarbenen Boxershorts. Ulrike Mehnert umgarnt ihn als "Verena" wie ein Schmusekätzchen - sexy und berechnend und ist gleichzeitig in ihrer Doppelrolle ganz brave, aufgeschlossene Tochter. Ulrike Mehnert und Antje Mojé, die wunderbar die kernige Haushälterin Wanda spielt und Szenenapplaus für ihren Tanz mit dem Besen erntet, hatten ein erfolgreiches Debüt. Die gestandene Spielerin Gabriele Meier überzeugte als energische Ehefrau Monika und ihre Konkurrentin piesackende Physiotherapeutin. Margret Hinz strahlte trotz eines theatralischen Ohnmachtsanfalls Ruhe aus. Das Traum-Stück sorgt für diverse erheiternde Doppel-Auftritte: Torsten Bannow gefällt als Kraftprotz und Weiberheld Arnold Weissenegger und Klempner, Gerd Fabian Müller gibt den coolen Versicherungsagenten Fickbohm und ganz gegensätzlich den fürsorglichen Arzt. Last not least erntet Günter Kassow als Pseudo-Biologe in Stehaufmännchen-Manier Lacher und verwirrt als Taxifahrer.

Regisseur Otto Sawicki ist augenzwinkernd omnipräsent - als Porträt im Arbeitszimmer von Klaas Denker (Bühnenbild Matthias Schmidt). Der Routinier verschmilzt die neuen und altbewährten Darsteller zu einem überzeugenden Ensemble: Der zündende Funke sprang mühelos über. Ein griechischer Volkstanz (Choreographie Ulla Benninghoven) war der stimmungsvolle Schluss für das Volksstück voller Überraschungen, das mit viel Applaus quittiert wurde.

LN 17.05.2007 | Von Dorothea Kurz-Kohnert

 

 



Bloots een Viddelstünn
Lübecksche Blätter


Die Niederdeutsche Bühne schließt die Saison mit der Boulevard-Komödie „Bloots een Viddelstünn“ von Dan Emperore, niederdeutsch von Jan- Philipp Vennenberg. Die Handlung geht aus von einer verzwickten Situation des wohlhabenden Fabrikanten Klaas Denker: Er ist, ohne es zu wissen und zu wollen, zum Bigamisten geworden. Zu sagen, wie sich das Problem überraschend löst, hieße den Spaß verderben.Regisseur Otto Sawicki zeigt dem Publikum gleich zu Beginn, dass es das Stück und seine Handlung nicht allzu ernst nehmen darf: Er rahmt die Vorstellung in lockere Tänze ein, von Ulla Benninghoven schwungvoll choreografiert. Auch das Bühnenbild von Matthias Schmidt (Theater Lübeck) , geschickt als synchrone Szene mit zwei Räumen gebaut, weist mit dem aufgemalten Fenster und dem Porträt des Regisseurs darauf hin. Das macht die Aufgabe sicher nicht leichter, aber Routinier Sawicki löst sie mit treffend eingesetzten alten und neuen Gags und macht aus erfahrenen und neuen Spielerinnen und Spielern ein zügig spielendes Ensemble. Da bietet Gerd Meier die Hauptrolle des hin- und hergerissenen Klaas Denker pointiert und ohne zu überziehen. Margret Hinz zeigt Durchblick über die Verhältnisse als seine Mutter Anni Denker. Gabriele Meier reagiert sicher und schnell als Monika, die erste Frau des Hausherrn. Ulrike Mehnert gibt sich mondän im Edeldesign als zweite und natürlich erheblich jüngere zweite Frau, könnte gelegentlich entsprechend der Rolle noch arrogant-zickiger auftreten, besonders im Umgang mit Wanda Holtfreter, der deftigen und norddeutsch-direkten Haushälterin, gespielt von Antje Moje’, einem offensichtlich komischen Talent und sicher eine Bereicherung des Ensembles.Ein Kennzeichen der Lübecker Bühne ist, dass sie auch Nebenrollen gut besetzen kann. Das ist in diesem Stück gleich dreifach gelungen, wobei die Schwierigkeit darin besteht, dass sie jeweils Doppelrollen sind. So wandelt sich Gerd Fabian Müller vom hinterhältigen Versicherungsagenten zum sicher auftretenden Arzt, gibt Torsten Bannow einmal den hollywoodverdächtigen Macho Weissenegger und dann einen handfesten Installateur, und last not least gelingt Günter Kassow sowohl der tüffelige Eismann als auch der dröge Taxifahrer.„Bloots een Viddelstünn“ : Ein gut und locker dargebotener, harmloser Theaterspaß, allemal besser als die meisten Fernsehprogramme .